Hochbegabung ist nicht nicht die ganze Geschichte

Das Wort Hochbegabung ist oft gerechtfertigt, verwischt aber die eigentlich wichtige Unterscheidung. Für unsere Arbeit in der Lernwerkstatt ist weniger die Unterscheidung zwischen Hoch-, Minder- oder Normalbegabung wichtig. Wichtig für die Gestaltung von Lernen ist die Hauptrichtung, in der das Interesse gehen will. Hochbegabten kann man oft den Schulstoff einfach schneller und vielfältiger und fordernder anbieten. Bei Hochinteressierten ist genau das oft der falsche Weg.


Klassische Hochbegabung: meist eine Erfolgsgeschichte

Klassisch hochbegabte Kinder haben oft eine sehr gut Merkfähigkeit, sie denken schnell, präzise und umfassend. Sie sind meist auch gut im Erkennen von logischen Mustern. Solche Dinge werden von gängigen IQ-Tests gut erfasst. Hochbegabte mit einem IQ von 130 und mehr sind im Beruf oft besonders erfolgreich. Mit dem Schulstoff haben sie oft keine Schwierigkeiten, sie erfassen ihn schnell und eigenständig und lernen gerne darüber hinaus. Bei klassisch hochbegabten Kindern und Jugendlichen ist die beste Strategie das "Füttern" mit interessanten Dingen und Themen.


Hochbegabung als Denkstil: nicht immer einfach

Wer hat das Haus gebaut? Wer hat die Menschen gemacht, die das Haus gemacht haben? Wer hat Gott gemacht? Solche schnellen Frageketten kennt man von Kindern ab etwa dem sechsten Lebensjahr. Viele Kinder durchlaufen bis zum 14ten Lebensjahr oft ausgeprägte "philosophische" Phasen. Sie stellen Fragen, auf die man meist keine befriedigende Antwort geben kann. Diese Kinder werden immer wieder bei ganz alltäglichen Dingen unsicher. Was soll 2 geteilt durch 1 bedeuten? Wie kann man sicher sein, dass alle Menschen mit Rot auch dasselbe Farberleben verbinden? Ist die Welt noch da, wenn ich die Augen zumache? Hier ist das Denken oft auf sich selbst gerichtet. Sie interessieren sich nicht nur für die Welt der Dinge sondern stark auch für das Denken an sich.

Für solche Fragen bleibt in der Schule meist nur sehr wenig oder kein Raum. Die Fragen interessieren oft nur wenige Mitschüler, als Lehrer weiß man auch so recht keine Antwort. Und für die nächste Arbeit sind solche Themen ja auch eher unwichtig.
Ist die Welt noch da, wenn man die Augen zumacht? Woher wissen Planeten voneinander, wenn sie sich anziehen? Wie soll man sich einen Kreisrand als uendlich dünn vorstellen?
Wie haben aber über die Jahre festgestellt, dass die Beschäftigung mit genau solchen Fragen oft das ist, was die Kinder dringend benötigen. Bleiben die Themen unbesprochen, stellt sich bei den Kindern oft das Gefühl ein, dass sie alles falsch verstanden haben könnten. Wenn sie nicht verstehen warum die Zahl 0,99999 und immer so weiter als Periode tatsächlich exakt Eins ist, dann können sie das ganze Denken mit Kommazahlen nicht akzeptieren. Sie verstehen sie dann auch tatsächlich nicht und werden bei einfachen Rechnungen wie 2 durch 1,0 unsicher. In den USA spricht man von einer intelligent confusion, einer schlauen Verwirrung. Kinder die hier alleine gelassen werden, entwickeln sich dann oft hin zu sogenannen hochbegabten Minderleistern. Ihre Fähigkeiten bleiben dann oft weit hinter ihren Interessen zurück. Der große Frust ist damit vorprommiert.
Bleiben die Kinder mit ihren Fragen alleine, droht der Große Frust. Schulverweigung trotz ausreichender Intelligenz ist dann der worst case.
Es geht ihnen weniger um endgültige Antworten, sondern erst einmal nur darum, dass jemand die Fragen wirklich versteht. Und man kann beim Diskutieren darüber eine Menge lernen, was in der Schule zwar nie wirklich vermittelt aber oft vorausgesetzt wird. Wenn in der Oberstufe die Grenzwerte in der Mathematik behandelt werden oder in der Physik die Welt der Quanten drankommt, haben Kinder mit einem "philosophischen Hintergrund" oft gut Chancen, die Sachen zu verstehen.


Was kann die Lernwerkstatt jungen Philosophen bieten?

Sowohl klassisch hochbegabte als auch philosophisch veranlagte Kinder und Jugendliche haben oft wenig davon, wenn man einfach mehr Schulstoff macht oder ihn schneller durchnimmt. Was oft die große Wende bringt ist es, den Schulstoff tatsächlich auch philosophisch zu betrachten. Unserer Erfahrung genügt dafür oft ein gelegentliches Gespräch, wenn eine Frage auftaucht. Hilfreich sind aber auch aufgezeigte Verbindungen zwischen den Schulfächern, der Verweis auf aktuell wirklich behandelte Forschungsfragen oder - bei Jugendlichen - auch gesellschaftliche Aspekte. Kurz: aus Wissen soll Bildung werden. Wir konnten einigen Kindern genau das vemitteln, wie aus der ein oder anderen unserer Referenzen durchklingt. Wenn das für Sie interessant klingt, dann sprechen Sie uns gerne an.
Nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt zu uns auf. Wir melden uns zurück.

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