Legasthenie und Mathe? Sind das nicht zwei Paare Schuhe?
Dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einer Legasthenie mit der Rechtschreibung kämpfen ist bekannt. Weniger bekannt ist, dass es oft auch große Leseprobleme gibt. Und diese Leseprobleme können auch zu einem Problem in Mathematik, Physik oder Chemie werden.
Schüler und Studenten mit einer Legasthenie brauchen deutlich länger beim Lesen als andere Schüler. Neben der Zeit kostet das Lesen auch viel Energie. Und Zeit und Energie fehlen dann oft für die Bearbeitung der Aufgaben. Vor allem dann, wenn Textaufgaben im Vordergrund stehen wird es schwierig. Und in den Fächern Chemie und Physik wird in der Oberstufe das eigenständige Lesen von langen Texten vorausgesetzt. Auch in Mathematik werden Richtung Abitur immer mehr Aufgaben zu Textaufgaben, die es erst zu entziffern gilt.
Für manche Kinder kostet Lesen viel Energie und Zeit. Schlechte Mathe-Noten spiegeln dann eher Leseprobleme wieder.
Schlechte Noten in Mathe, Physik oder Chemie spiegeln oft eher Leseprobleme als Probleme mit dem Rechnen oder Formeln wieder. Hier setzt unsere Hilfe an. Seit 2010 spielt das eigene Schreiben und das Lesen von Texten in unserem Unterricht eine wichtige Rolle. Nur wenn formales, sprachliches und rein rechnendens Denken ineinandergreifen, kann sich ein echtes Verständnis aufbauen. Das aber fällt nicht vom Himmel sondern muss oft systematisch erklärt und eingeübt werden.
Ich will nur Rechnen lernen - eine gefährliche Sackgasse
In den letzten Jahren haben wir vermehrt Fälle erlebt, in denen Schüler bis zum Beginn der Oberstufe in Mathe 1 oder 2 standen. In der Oberstufe Richtung Abitur brachen die Noten dann oft bis 0 Punkte ein. Was ist da passiert?
Bis etwa zu Klasse 10 kommt der Schulstoff in Mathematik oft als gut auswendig zu lernende Lösungswege daher: aus Brüchen Dezimalzahlen machen, Rechnen mit negativen Zahlen, die 4¹²/4¹² umformen in 4², die Klammer x(x-1) korrekt auflösen in x²-x oder 0=x²-8x+15 mit der pq-Formel lösen: all das kann man mit Fleiß gut trainieren.
Mathe ist mehr als nur Rechnen. Mathe hat viel mit Sprache zu tun.
In der Oberstufe kommen dann plötzlich Arbeiten, in denen kaum mehr Zahlen oder auch kaum mehr Variablen vorkommen. Man soll immer mehr etwas begründen, zeigen und argumentieren. Schwierig ist dann oft auch das rückwärtsdenken. Es kommen dann Aufgaben der Art: wenn (½)³ der Term zur Berechnung einer Wahrscheinlichkeit ist, was kann dann die Frage gewesen sein? Kinder, die bis dahin nur Rechenwege auswendig gelernt haben sind damit oft völlig überfordert. Was ihnen fehlt ist der richtige Umgang mit Texten. Das betrifft nicht nur Kinder mit einer Legasthenie, aber diese ganze besonders.
Wo kann man sich weiter informieren?
Es gibt im Internet eine große Anzahl von guten Seiten zur Legasthenie oder Lese- und Rechtschreibschwäche an sich. Es gibt auch viele gute Lernhilfen, die bei einer Legasthenie an sich helfen können. Wir haben oft beobachtet, wie Kinder mit professionellen Legasthenietrainern in ein oder zwei Jahren deutlich an Rechtschreibesicherheit und Lesefertigkeit dazulernten. Hier sind einige Internetseiten mit generellen Informationen zur Legasthenie.
Was kann man als Eltern tun?
Wenn die Kinder noch jünger sind, bis etwa zur Klasse 6, lernen sie noch oft mit den Eltern. Bis dahin, vor allem aber in der Grndschulzeit, können Sie selbst viel für ein gutes Fundament tun. Hier stehen einige praktische Tipps.